4 min Lesezeit • 8. Dezember 2022

Mobility Hubs: Gut integriert in den lokalen Mobilitätsmix

Damit die Mobilitätswende gelingt, braucht es neue Lösungen. Eine davon lautet: Mobilitätsstationen, sogenannte Mobility Hubs. Das sind Orte, an denen verschiedene Mobilitätsangebote zusammenkommen, um Menschen Optionen zu geben, wie sie sich von hier aus weiter fortbewegen. Mithilfe dieser Knotenpunkte sollen überfüllte Straßen, Staus und Parkplatzmangel in Städten bald der Vergangenheit angehören. Kann das funktionieren? Und welche Orte eignen sich als Mobility Hub?

Market

Zusammenfassung

Mobility Hubs sind zentralisierte Standorte, an denen verschiedene Verkehrsmittel – wie öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing, Fahrräder und Roller – miteinander verbunden sind, um nahtloses multimodales Reisen zu ermöglichen. Von isolierten Servicepunkten (z. B. Bahnhöfen) haben sich diese mittlerweile zu konsolidierten, klar gekennzeichneten Knotenpunkten entwickelt - und werden in Zukunft möglicherweise noch mehr zu multifunktionalen Räumen, die Verkehr mit sozialen und kommerziellen Aktivitäten verbinden. Sie verbessern die Anbindung auf der letzten Meile, verringern die Verkehrsüberlastung in Städten und verbessern das Stadtleben, erfordern jedoch eine Koordinierung – in der Regel durch Kommunen oder Verkehrsbetriebe –, um den Raum und die Integration zu verwalten. Digitale Mobilitätsknotenpunkte, wie die Berliner App Jelbi, erweitern dieses Konzept zu Plattformen, die die Buchung und Nutzung mehrerer Mobilitätsdienste vereinen.

Was ist ein Mobility Hub?


Ein Mobility Hub ist eine Station bzw. ein Knotenpunkt, an dem diverse Mobilitätsangebote an einem öffentlich zugänglichen Ort zusammenkommen - darunter der ÖPNV mit Bahnen und Bussen, Carsharing, Mietwagen, geteilte Micro Mobility mit Bikes und Scootern, ggf. Fähren…  

Der Mietwagenanbieter und die Bushaltestelle am Flughafen bilden im Grunde bereits einen Mobility Hub, ebenso wie die Carsharing-Station vor dem Bahnhof. Der Trend geht heute aber darüber hinaus. Mobilitätsstationen werden gezielt errichtet und decken ein möglichst vielfältiges Angebot ab, um so eine multimodale Mobilität zu ermöglichen.  

Die 3 Evolutionsstufen von Mobility Hubs


Stufe 1: Vereinzelte Angebote zur Anschlussmobilität an Bahnhöfen oder Flughäfen (früher und heute)

Stufe 2: Gezielte Sammlung verschiedener Mobilitätsangebote an zentralen Orten inkl. klarer Markierung (heute)

Stufe 3: Hubs werden zu relevanten Treff-, Aufenthalts- und Knotenpunkten und integrieren Mobilität nahtlos in den Alltag (Zukunft)

Nahtlose Mobilität: Ein Win für alle Beteiligten


Das große Versprechen der Mobilitäts-Hubs ist, dass Nutzer:innen nahtlos von einem auf das andere Verkehrsmittel umsteigen können. Sei es, dass sie mit dem eigenen Auto die Station anfahren, dort parken und dann mit der Bahn in die Stadt hineinfahren. Oder, dass sie mit dem Bus die Station erreichen, dort ein Fahrrad ausleihen und weiter radeln. Auch eine noch längere Verkettung ist möglich - vielleicht liegen auf der gesamten Route sogar zwei oder mehr Mobilitätsstationen, wo das Verkehrsmittel gewechselt wird.

Wer betreibt Mobilitätsstationen - und warum?


Auch wenn die einzelnen Mobilitätsangebote in der Regel von unterschiedlichen Unternehmen und Verkehrsgesellschaften betrieben werden, benötigt es eine Instanz, die die Fläche bereitstellt, die Bebauung sowie die Instandhaltung übernimmt und das Gesamtangebot koordiniert. Das können grundsätzlich zwar auch privatwirtschaftliche Unternehmen sein, meistens sind es aber Kommunalverwaltungen oder städtische Verkehrsgesellschaften.

Städten obliegt die Aufgabe, den Verkehr vor Ort zu planen, zu verbessern und zu regulieren. Dabei unterliegen sie einerseits dem öffentlichen Druck, die Mobilitätswende voranzutreiben und den verkehrsbedingten Schadstoffausstoß sowie die lokale Feinstaubbelastung zu verringern. Andererseits haben sie auch ein eigenes Interesse daran, den Fokus vom motorisierten Individualverkehr auf weitere, umweltfreundlichere Mobilitätsoptionen zu lenken - und damit überfüllten Straßen und dem Parkplatzmangel entgegenzutreten. Eine Entlastung des fließenden ebenso wie des ruhenden Verkehrs steigert die urbane Lebensqualität und erhöht zugleich die Sicherheit von Radfahrer:innen und Fußgänger:innen.

Örtliche Verkehrsgesellschaften können ebenfalls davon profitieren, Mobility Hubs zu betreiben. Durch die Ergänzung der eigenen Kerngeschäfts mit alternativen Mobilitätsangeboten, wird dieses attraktiver empfunden und locket mehr Nutzer:innen an, die nun bequem die “letzte Meile” überbrücken können. Verkehrsverbünde befinden sich im Wandel zu ganzheitlichen Anbietern der örtlichen Mobilität. Selbstverständlich genießen sie auch positive Marketingeffekte durch das Betreiben einer Mobilitätsstation - zumindest, wenn diese von der Bevölkerung gut angenommen wird.  

A public transportation station with multiple shared mobility options parked together. In the foreground, several gray and black Tier-branded electric scooters are parked next to a group of pink Voi-branded scooters. The area is marked with yellow bike and scooter symbols on the ground and yellow bollards. The image shows a designated mobility hub where different shared services are consolidated.

Das bewährte Konzept der multimodalen Mobilität


Die Kombination unterschiedlicher Transportmittel ist im Bereich der Logistik schon lange etabliert. Um ein Gut vom Produktionsort bis zum finalen Verkauf- oder Gebrauchsort zu bringen, reicht ein Transportmittel selten aus. Vor allem, wenn es sich um Importgüter handelt. Dann entstehen oft Transportketten aus Transporter,  Schiff oder Flugzeug, Güterzug oder LKW bis hin zum Lieferwagen.

Wirklich neu ist also lediglich der Ansatz, dieses Konzept zunehmend auch auf die urbane Personenbeförderung zu übertragen. Aus gutem Grund: Denn wenn Menschen zum Schutz der Umwelt sowie für ein qualitatives Leben in der Stadt zunehmend auf ihren privaten PKW verzichten sollen, kommen sie selten um eine Verkettung verschiedener Mobilitätsformen herum. Und diese sollte so attraktiv und zugänglich wie möglich sein.

Multimodale Mobilität wird nur dann zu einer echten Option, wenn der Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln nicht zu viel Zeit raubt. Gerade in urbanen Strukturen wird die Fortbewegung schnell zum zusätzlichen Stressfaktor und Zeiträuber zwischen Alltagsbelastungen und Terminen. Zwar kostet auch die Fahrt mit dem privaten PKW Zeit, insbesondere im Stau oder während der Suche nach einem Parkplatz, doch hier spielt für viele noch der Komfortfaktor, die Flexibilität sowie die wahrgenommene Freiheit eine große Rolle. Wirklich frei sind Menschen in der Art, wie sie sich fortbewegen, jedoch erst dann, wenn es niederschwellige Angebote gibt, die über das eigene Auto hinausgehen.

Deswegen gilt es, die Verkettung der Mobilitätsangebote so nahtlos wie möglich zu gestalten - an attraktiven Knotenpunkten, den Mobility Hubs. In Zeiten, in denen Mobilität vermehrt als Dienstleistung (= Mobility as a Service, MaaS) betrachtet wird, legen Nutzer:innen Wert auf die Möglichkeit, stets die aktuell sinnvollste Lösung zu wählen. An den Hubs müssen für den Umstieg keine langen Wege zurückgelegt werden und diverse Möglichkeiten stehen gesammelt zur Verfügung.  

Das sorgt auch für mehr Verlässlichkeit, welche in Bezug auf den ÖPNV vielerorts vermisst wird. Denn wenn an einer Mobilitätsstation eines der Verkehrsmittel ausfällt oder aus einem anderen Grund nicht zur Verfügung steht, gibt es am selben Ort nutzbare Alternativen.

An infographic illustrating the journey planning capabilities of a mobility hub application. A red dotted line shows a route from a starting point (location pin) to a destination (flag). The line passes through three smaller rectangles representing different segments of the journey. Below this route, a series of colored horizontal bars with different vehicle icons (car, bicycle, scooter, bus) represent various mobility options, showing how different modes can be used for different parts of a journey. The logo for the BVG, Berlin's public transport company, is prominently displayed in the center, symbolizing a central platform for connected mobility. The image highlights the multimodal and interconnected nature of a modern mobility hub.

Exkurs: Digitale Mobility Hubs


Life has long since moved beyond the offline world, and smartphones have become personal everyday companions. People also rely on apps when it comes to mobility - because digital map services always show the most sensible route and can already combine different forms of mobility.

A logical step is therefore to map physical mobility stations digitally as well. This can be done by so-called aggregators, such as Jelbi. Jelbi is operated by Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), which operates mobility hubs throughout the capital as well as an app of the same name.

In such aggregator apps, various mobility services and providers are not only visible, but can also be booked, either directly or via single sign-on. This means that users do not have to register with all the services individually, nor do they have to laboriously find out the best route option in each case themselves. Instead, they get quick and easy access to available vehicles and public transportation.

Where do Mobility Hubs Make Sense?


First of all, mobility hubs make sense where mobility services are already available. These are, for example, central transportation hubs such as train stations, (long-distance) bus stations, larger train stops or airports. These locations already have an existing frequency of users, which means that it can be assumed that a mobility station will be used to the desired extent at an early stage.

In addition, mobility stations close to people's homes are recommended - because ultimately, mobility begins on one's own doorstep. Stations can be set up in busy neighborhoods, for example by redesigning urban parking areas. They can also be planned and implemented in new residential construction projects.

A real-life image of a train station platform with a series of connected icons overlaid on the scene. The icons, representing an e-scooter, a car, a train, a bicycle, and a bus, are linked by a red dotted line. The image visually connects the idea of a mobility hub with the physical location of a train station, showing how different forms of connected mobility converge at a single transport station.

In terms of residential proximity, the outskirts of the city should not be neglected either: For example, people who live outside and commute into the city can park their car at the hub and travel from there to the center using alternative means of transportation. Depending on regional structures, comparatively simple "Park & Ride" or "Park & Share" places may be sufficient at first, where the offer can still be expanded step by step in the future.

Another place where mobility stations could find the initial appeal they need is in the parking areas of commercial properties. These are frequented every working day anyway and have the required space. If you want to think a little more into the future, you might also consider redesigning gas stations: Since these need new strategies anyway due to the drive turnaround that is already underway, one solution may be to reduce the number of gas pumps and use the existing infrastructure to create a more comprehensive mobility station.

Thinking Ahead: Visionary Mobility Hubs


Thinking even further into the future, mobility hubs can become elementary meeting points and crossroads of public life  - so to speak, the third stage in the evolution of mobility hubs (see infobox above).

The various mobility offerings are rounded off with supplementary services such as filling stations, charging stations, car washes and repair services. Toilets are also part of the equipment, as are parcel stations, shopping facilities, gastronomy and co-working spaces. The areas are greened, have seating for resting and invite people to linger.

This means that changing vehicles and the associated waiting times can be put to good use - depending on individual needs. Anyone who wants to can do the weekly shopping in the connected supermarket. Someone else takes the time for a coffee break, a third person answers a few e-mails and others arrange to have lunch together. It is possible to arrive with one's own e-car, connect it to the charging station, cover the rest of the way with alternative means of transport and pick up the now charged car on the way back.

Mobility options are no longer just seamlessly connected to each other, but also bridge the gap between pure transportation and the diverse demands of everyday life. What used to rob time and cause stress is now everything from a needed break to take a breath, to a place to do errands, to a center of encounter. Mobility is becoming what it has always been: an integral part of life.

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