6 min Lesezeit • 1. März 2023
In den vergangenen Jahrzehnten ging es für Sharing Anbieter vor allem darum, das eigene Angebot aufzubauen und zu optimieren, um als relevante Mobilitätsoption berücksichtigt zu werden. Mittlerweile geht der Blick über das eigene Geschäftsmodell hinaus und es gilt, sichtbar neben den lokalen Mobilitätsplayern zu erscheinen. Ein wichtiges Element dabei sind sogenannte Aggregator Apps: Apps, die die Vielfalt der Mobilität vor Ort digital abbilden und es den Nutzenden einfach machen, schnell und komfortabel ans Ziel zu gelangen.
Market
Aggregator-Apps vereinen eine Vielzahl lokaler Mobilitätsdienste – wie Carsharing, Bikesharing, Ride-Hailing und öffentliche Verkehrsmittel – auf einer einzigen Plattform, sodass Nutzer:innen Optionen vergleichen, buchen und mit nur einem Konto nutzen können. Dies vereinfacht die zunehmend komplexe Mobilitätslandschaft und erweitert die Reichweite für Anbieter. Diese Apps nutzen APIs, um externe Sharing-Systeme zu integrieren, was eine nahtlose Buchung und Kontoverwaltung ermöglicht. Beispiele hierfür sind movA in Aachen (mit Velocity-E-Bikes), Jelbi in Berlin (mit mobileeee) und WienMobil in Wien (mit sharetoo), die zeigen, wie Mobilitätsanbieter durch die Teilnahme an umfassenderen MaaS-Plattformen an Sichtbarkeit gewinnen und neue Nutzer:innen gewinnen können.
Wer vor 20 Jahren von A nach B gelangen musste, hatte dazu (je nach Wohnort) die Wahl zwischen dem eigenen PKW oder Fahrrad, Bus, Bahn, Taxi oder, bei kurzen Distanzen, dem Zufußgehen. Zu diesen Optionen gesellen sich heute weitere Mobilitätsdienste wie Carsharing, Bikesharing, Ride Sharing, Ride Hailing… . Nicht nur die Vielfalt der Mobilitätsdienste wächst, sondern auch die Zahl der Anbieter - und zwar längst nicht mehr nur in Großstädten und Metropolregionen.
Mobilität wird also zunehmend komplexer und vielschichtiger. Als Nutzer:in stellen sich die Fragen: Wie finde ich das ideale Verkehrsmittel? Woher weiß ich, wie ich am schnellsten, günstigsten oder einfachsten von A nach B komme? Wo buche ich einen bestimmten Mobilitätsdienst?
Auf einem Markt, auf dem eine Vielzahl von Angeboten nebeneinander besteht, müssen Nutzende eine aufwändige Recherche betreiben, um diese Fragen beantworten zu können. Noch dazu müssen sie sich bei sämtlichen Services, die in Betracht kommen, registrieren und womöglich eine App herunterladen. Das kostet Zeit und führt mitunter dazu, dass Kund:innen bei den Diensten bleiben, die sie ohnehin schon kennen und nutzen.
Für Anbieter geht es neben der Optimierung des eigenen Angebots daher auch um die Frage, wie man sich mit unterschiedlichen lokalen Mobilitätsoptionen vernetzen kann, um sich an den Bedürfnissen der Nutzer:innen zu orientieren und ihnen eine multimodale Mobilität zu erleichtern. Denn für diese zählt am Ende vor allem, wie komfortabel sie unterwegs sind.
Konkret entstehen derzeit in vielen Städten Plattformen oder Apps, über die Routen inkl. Reisezeit berechnet, Fahrpläne inklusive Real-Time-Informationen eingesehen und Buchungen durchgeführt werden. Solch eine Lösung macht es Nutzenden einfacher, aus der Angebotspalette das jeweils passende auszuwählen. Die Hemmschwelle, ein neues Angebot auszuprobieren, sinkt, wenn sie sich nicht für jedes Angebot erneut registrieren müssen.
Letztendlich stellt die Übersicht eine digitale Abbildung des Mobilitätsmarkts vor Ort dar. Als Anbieter sollten Sie das Ziel verfolgen, sich dort mit Ihrem Geschäftsmodell zu positionieren. Neben den Effekten auf die Nutzerzufriedenheit erhalten Sie Zugriff auf eine erweiterte potentielle Zielgruppe - Menschen, die Ihr Angebot vielleicht noch nicht kannten und so darauf aufmerksam werden.
Betrieben wird eine Mobility-as-a-Service Plattform in vielen Fällen vom lokalen ÖPNV-Anbieter. Es sind aber auch neutrale Betreiber denkbar. Der Vorteil der örtlichen Verkehrsbetriebe ist, dass sie bereits stark mit der lokalen Mobilität assoziiert werden und das Angebot daher schnell Zuspruch findet. Sie haben zudem einen öffentlichen Auftrag, so dass die Kommune mit der Plattform eigene Ziele und Interessen zu einem nachhaltigeren Verkehr verfolgen kann.
Eine spezifische Form einer Mobility-as-a-Service (MaaS) Plattform ist eine Aggregator App, auf der diverse Mobilitätsangebote angeboten werden. Was diese von Kartendiensten wie Google Maps unterscheidet, ist, dass Nutzende unterschiedliche Angebote nicht nur finden, sondern sie vollständig buchen und nutzen können. Dazu registrieren sie sich nur einmalig beim Aggregator (und nicht einzeln bei jedem Angebot, wie in der Ausgangssituation).
Möglich macht das die Aggregator API. Eine API ist eine Schnittstelle, die ein externes Softwaresystem an das eigene Programm anschließen kann. Mithilfe dieser Schnittstelle zu Ihrem Sharing System (wie z. B. der MOQO Plattform) können Aggregatoren Ihre Sharing Angebote in eine Aggregator App integrieren. Über die API werden Informationen zu Fahrzeugen und Verfügbarkeiten abgerufen, Buchungen gestartet und Fahrzeuge geöffnet.
Darüber hinaus ermöglicht die API automatisiert Benutzerkonten auf Ihrer Sharing Plattform zu generieren. Die Kontoinformationen basieren dabei auf dem bestehenden Konto in der Aggregator App. Nutzende selbst haben keine Berührungspunkte mit dem Konto auf Ihrer Plattform, sondern interagieren ausschließlich mit der Aggregator App.
In der Regel haben also nur die Aggregatoren eine direkte Geschäftsbeziehung zu den Endkund:innen. Der Mobilitätsanbieter stellt die Mobilität bereit und hat eine direkte Beziehung zum Aggregator - nicht aber zu den Nutzer:innen.
1. Die MaaS Plattform kauft Mobilität bei einem Anbieter ein.
2. Die MaaS Plattform verkauft Mobilität in eigenem Namen und auf eigene Rechnung an Endkund:innen.
Andere Use Cases werden durch alternative APIs ermöglicht.
Angebote, die auf der MOQO Sharing Plattform basieren, lassen sich über die beschriebene Aggregator API in andere Apps integrieren. Anbieter, die Ihre Fahrzeuge über MOQO bereitstellen, können ihr Angebot dadurch in lokalen Mobilitätsapps sichtbar machen.
Die Daten der User aus den Aggregator Apps werden via Single-Sign-On automatisch übernommen, wenn diese an die von MOQO bereitgestellte Sharing App weitergeleitet werden. Buchungen und Fahrten erfolgen also weiterhin im gewohnten System, ohne dass die Nutzer:innen sich erneut registrieren müssen.
Im Folgenden stellen wir einige Beispiele vor, bei denen die API bereits genutzt wird.
movA sammelt die Mobilitätsangebote in Aachen. Die App wird vom Aachener Verkehrsbetrieb ASEAG betrieben. Um neben der Fahrplanauskunft Buchungen und Zahlungen tätigen zu können, müssen Nutzende mindestens 18 Jahre alt sein. Selbst Taxifahrten können dann über die App gebucht werden. Im Ticketshop sind Tickets für Bus und Bahn im Aachener Verkehrsverband (AVV) erhältlich. Die Führerscheinüberprüfung, die für Carsharing-Dienste notwendig ist, wird ebenfalls über die MovA-App bzw. einen integrierten Dienst durchgeführt.
Kund:innen erhalten Zugriff auf diverse Mobilitätsdienste der Stadt - und zahlen dabei nur für die Services, die sie tatsächlich nutzen. Anmelde- oder Grundgebühren für movA gibt es nicht.
Velocity betreibt ein stationsbasiertes E-Bikesharing in Aachen. Die Bikes können neben der Velocity App auch über die movA App genutzt werden. Seit Dezember 2021 konnte Velocity über movA bereits knapp 55.000 Fahrer:innen gewinnen und fast 10.000 Fahrten verkaufen.
Jelbi ist nicht nur der Name der Mobilitätsapp von Berlin, sondern auch der im Stadtgebiet verteilten Mobilitätsstationen. Beide betreiben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). In der App sehen Nutzende alle Verkehrsmittel sowie Haltestellen und Stationen in der Nähe und erhalten die Route zu einem gewünschten Zielort inklusive der möglichen Fahrzeuge. Ist ein passendes dabei, legen sie direkt in der App eine Buchung an.
Ähnlich wie bei movA in Aachen gilt: Vor einer Buchung müssen Nutzende sich bei Jelbi registrieren und dort ihre Identität sowie ihren Führerschein bestätigen. Dabei bekommen jedoch nur die Partner, die ein:e Nutzer:in tatsächlich nutzen, die für die Fahrt nötigen persönlichen Daten.
mobileeee bietet ein reines E-Carsharing, hauptsächlich in ländlichen Regionen und Randgebieten von Großstädten. Die stationsbasierten Elektroautos können Jelbi-Kund:innen direkt über die Jelbi App buchen und bezahlen. Fast 2.000 Buchungen wurden so bereits realisiert.
Die App WienMobil wird von den Wiener Linien betrieben, dem öffentlichen Verkehrsbetrieb der österreichischen Hauptstadt Wien. Diese betreiben auch die dazugehörigen WienMobil Stationen. WienMobil vereint ÖPNV, Sharing Angebote und Taxifahrten. Nutzende erhalten eine Routenauskunft und können Fahrpläne in Echtzeit einsehen.
Nach erfolgter Registrierung und - für Carsharing Angebote - erfolgreicher Führerscheinvalidierung ist es möglich, Buchungen anzulegen.
Der Anbieter sharetoo betreibt gemeinsam mit den Wiener Linien das stationsbasierte Carsharing WienMobil Auto. Die Fahrzeuge werden in der Mobilitätsapp angezeigt. Möchten Nutzende ein Auto buchen, werden sie automatisch zur sharetoo-App weitergeleitet. Dazu müssen sie sich dank des Single-Sign-Ons nicht erneut registrieren, sondern die benötigten Daten werden automatisch weitergeleitet.
Das Sammeln aller lokalen Mobilitätsangebote in einer App ist der nächste konsequente Schritt, um einen echten Wandel in der alltäglichen Mobilität zu bewirken. Kein Anbieter kann alle Bedürfnisse allein erfüllen und kein:e Nutzer:in möchte zahlreiche unterschiedliche Apps benötigen, um stets die beste Option eigenständig herauszufiltern.
Sich zusammenzuschließen und den Menschen vor Ort eine intuitive und nahtlose Fortbewegung zu ermöglichen, stärkt nicht nur den Standort als Ganzes, sondern auch jeden einzelnen Anbieter. Sie stärken Ihre Sichtbarkeit, etablieren sich als relevanten Mobilitätsdienstleister und erhalten Zugang zu neuen Kundengruppen.
Education
Mit dem geschickten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) können Anbieter von Carsharing und Bikesharing ihre Effizienz steigern, Betriebskosten senken und die Nutzerzufriedenheit verbessern. Erfahren Sie mehr über die Gründe, warum KI im Sharing-Business sinnvoll ist, und bereits bestehende Einsatzbereiche - vom Schadenmanagement bis hin zum Kundensupport.
Education
Sie sind Sharing-Anbieter und fragen sich, ob MOQO in Ihrem Land einsetzbar ist? Dieser Artikel zeigt die praktischen Aspekte der Nutzung unserer Plattform auf internationaler Ebene. Gewinnen Sie Einblicke in die Herausforderungen internationaler Sharing-Angebote und erfahren Sie, wie MOQO hohe Qualität auch aus der Ferne gewährleistet.
Education
Marketing für Shared Mobility Anbieter ist entscheidend, um neue Nutzer:innen zu gewinnen und auf einem dynamischen Mobilitätsmarkt relevant zu bleiben. Typische Herausforderungen für Sharing-Anbieter sind hohe Einstiegshürden bei den Kund:innen und festgefahrene Mobilitätsgewohnheiten. Es braucht effektive Strategien – von der gezielten Nutzeransprache bis hin zu emotionalem Storytelling. In diesem Artikel zeigen wir drei Best Practices für ein erfolgreiches Marketing.