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Funktioniert Shared Mobility auch auf dem Land?
Ein Sharing Angebot aufbauen
23 November, 2022 von
MOQO


Blickt man auf die räumliche Verteilung von Shared Mobility Angeboten, entsteht schnell der Eindruck, diese seien eher etwas für Metropolgebiete und weniger für den ländlichen Raum geeignet. Doch stimmt das? Klar ist: Mobilität auf dem Land funktioniert anders als in der Stadt. Mit den richtigen Ansätzen kann Carsharing & Co. aber überall funktionieren. Denn dreht man den Spieß um, ergibt sich folgende Hypothese: Gerade in kleineren Städten und ländlichen Regionen gibt es noch reichlich Potenzial für die Eröffnung neuer Sharing Angebote.


Wie sich Shared Mobility Angebote verteilen


Die meisten Shared Mobility Angebote beschränken sich in Deutschland derzeit auf den urbanen Raum. In Richtung ländlicher Raum ist das Angebot noch deutlich kleiner. In Zahlen ausgedrückt: Während in Deutschland 99 % aller Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen Carsharing-Anbieter präsent sind, sind es in Städten mit 20.000 - 50.000 Einwohner:innen nur noch 49 % und in Orten mit weniger als 20.000 Einwohner:innen gar nur 5 %.

Grundsätzlich mag es in kleinen Kommunen schwieriger sein, ein Sharing Angebot zu etablieren und profitabel zu gestalten. Schon allein, weil der ÖPNV in ländlichen Regionen oftmals schlechter ausgebaut ist und dadurch mehr Menschen auf eigene Fahrzeuge angewiesen sind. Zudem ist durch die geringere Bebauungs- und Einwohnerdichte der Parkdruck weniger problematisch, so dass einige treibende Argumente für Carsharing entfallen.


Positive Entwicklung - auch auf dem Land


Aber: Die Zahlen steigen auch auf dem Land. Zwar sind die Bedingungen dort anders und führen dazu, dass nicht unbedingt der Erstwagen mit Carsharing ersetzt wird, möglicherweise aber der Zweit- oder Drittwagen. Denn der generelle Sinneswandel, weg vom Besitzen und hin zum Teilen, erreicht trotz unterschiedlicher Ausgangssituationen auch immer mehr Bewohner:innen von ländlichen Regionen. 

Teilen, das neue Besitzen ⟶

    Was bedeutet “auf dem Land”?


    Eine feste Definition, was einen ländlichen Raum ausmacht, gibt es nicht. Grundsätzlich kann man ihn als das Gegenteil eines urbanen Raums bezeichnen: alles, was weder Ballungsraum noch Randgebiet eines solchen ist.  

    Obwohl die Grenzen zwischen Stadt und Land in Industrienationen weitestgehend fließend und die Bewohner:innen kulturell gleichermaßen divers sind, lassen sich einige Merkmale ländlicher Räume festhalten:

    - es gibt mehr Einfamilienhäuser und weniger Mietwohnungen
    - die Anzahl an Autos pro Haushalt ist höher als in der Stadt
    - das ÖPNV-Netz ist weniger dicht und frequentiert
    - die Einwohner:innen sind gesellschaftlich engagierter

    Wodurch Angebote auf dem Land funktionieren können


    Denkbar ist zum einen, dass sich Angebote, die im urbanen Raum bereits etabliert sind, geografisch ausbreiten. Das Risiko für Anbieter ist dadurch geringer, da sie auf eine bestehende Markenbekanntheit, einen festen Kundenstamm und gesammelte Erfahrungen zurückgreifen können.  

    Zum anderen sind viele ländliche Angebote als Vereine organisiert und setzen auf das ehrenamtliche Engagement der Einwohner:innen. So sparen sie nicht nur Verwaltungs- sowie Personalkosten, sondern kreieren auch ein Zugehörigkeitsgefühl, das sich positiv auf die Nutzung auswirkt. 

    Zudem gibt es ländliche Kommunen, die geteilte Mobilitätsangebote fördern. Immerhin haben diese auch ein politisches Interesse daran, die lokale Mobilität umweltfreundlicher auszubauen und vielleicht sogar eine Vorreiterrolle in der Region einzunehmen. Förderungen können zum Beispiel die Ausschreibung von öffentlichen Stellflächen umfassen. Für Anbieter sinkt mit jeder Förderung das finanzielle Risiko.  

    Ein weiterer möglicher Erfolgsfaktor für ländliche Angebote ist es, mit sogenannten Ankermietern zusammenzuarbeiten. Dazu kommen zum Beispiel kommunale Unternehmen, Organisationen, Verbände oder die Kommunalverwaltung in Frage. Diese haben für gewöhnlich  einen regelmäßigen Bedarf an Mobilität. Anbieter können ihnen spezielle Tarife anbieten oder ein Kontingent zur Verfügung stellen und so von einer gesicherten Auslastung und damit auch sicheren Umsätzen profitieren. Aber nicht nur das: Wenn Vertreter:innen der Stadt oder von bekannten Organisationen mit den Fahrzeugen unterwegs sind, hat das auch einen Effekt nach außen. Es erhöht sowohl die Bekanntheit, als auch das Vertrauen in ein Angebot.

    Wie Sharing auf dem Land mit MOQO funktionieren kann

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    • nur wenigen Wochen bis zum Launch aufgrund einer schnellen Einrichtung

    • Schritt-für-Schritt Anleitungen im Set-Up Guide und der MOQO Academy

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      Stationsbasiert statt Free-floating


              Wie jeder Shared Mobility Anbieter müssen sich auch angehende Anbieter in ländlichen Regionen die Frage stellen, ob sie ihre Fahrzeuge stationsbasiert oder im Free-floating anbieten wollen. 

              Was meint stationsbasiert?

              Stationsbasiert bedeutet, dass ein Fahrzeug an einer festgelegten Station abgeholt wird. Auch die Rückgabe erfolgt an einer festen Station - entweder an der Abholstation (Roundtrip-Sharing) oder einer anderen Station des Anbieters (One-Way-Sharing). Bei einem free-floating Angebot stellen Nutzer:innen das Fahrzeug hingegen beliebig im eingegrenzten Geschäftsgebiet ab, wodurch auch die Abholorte stetig variieren.  

                            Für Angebote auf dem Land gilt die klare Empfehlung zu einem stationsbasierten Angebot. Warum?

                            • Die Wege sind länger als in der Stadt. Bei einem free-floating Angebot wäre die Chance hoch, dass Fahrzeuge an einem Ort abgestellt werden, der für eine Vielzahl von Nutzer:innen zu abgelegen und damit unattraktiv ist.  

                            • Menschen, die auf ein Fahrzeug angewiesen sind, benötigen Verlässlichkeit. Stationsbasierte Fahrzeuge können im Voraus reserviert werden und stehen dann zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung.

                            • Die Anzahl der Fahrzeuge ist meist deutlich kleiner als bei städtischen Angeboten, ebenso wie die Anzahl der Nutzer:innen. Beides Faktoren, die gegen ein free-floating Angebot sprechen.  

                            • Das Free-floating ist mit höherem Aufwand verbunden, um den Ladestand sowie die Sauberkeit der Fahrzeuge zu überprüfen und sicherzustellen, oder um die Fahrzeuge immer wieder strategisch sinnvoll zu positionieren. Dieser Aufwand wirkt sich negativ auf die Rentabilität aus.  

                            Mit gutem Beispiel voran


                                      Die Dörpsmobile in Schleswig-Holstein


                                      Ein Beispiel, das zeigt, wie Shared Mobility außerhalb von Großstädten erfolgreich funktionieren kann, sind die Dörpsmobile in Schleswig-Holstein.

                                      “Dörp” bedeutet “Dorf” auf Plattdeutsch - und Dörpsmobile sind Autos, die eine Dorfgemeinschaft gemeinsam nutzt. Die Betreibenden eines Dörpsmobils sind überwiegend als Verein organisiert. Alternativ können auch die Gemeinden, Privatpersonen oder Unternehmen verantwortlich sein. Die teilnehmenden Dörfer der Initiative stehen in engem Austausch miteinander und lernen konstant von den Erfolgen, Fehlern und Best-Practices der anderen.  

                                      Ein wichtiger Faktor für die Dörpsmobile ist in der Tat das aktive Engagement von Einwohner:innen, aber auch der Kommunalverwaltung. Es beteiligen sich nicht nur diejenigen, die das geteilte Auto gerne alternativ zum Zweitwagen oder ergänzend zu öffentlichen Bussen nutzen wollen, sondern auch jene, die sich als Fahrer:in für Menschen ohne Führerschein anbieten oder die die Idee schlicht unterstützen möchten.  

                                      Das Projekt trägt dazu bei, dass eine flexible Mobilität im ländlich geprägten Schleswig-Holstein nicht nur denjenigen vorbehalten bleibt, die ein eigenes Auto besitzen. Die lebendige Teilhabe in den Dörfern macht Jüngere früher und Ältere länger mobil, sie bietet eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und hilft der Region, die Herausforderungen der Mobilität auf dem Land gemeinsam zu meistern. 

                                      Mehr über die Dörpsmobile SH ⟶


                                            Carsharing für Lohr, Karlstadt und Veitshöchheim


                                            Auch die unterfränkischen Städte Lohr und Karlstadt sowie die Gemeinde Veitshöchheim haben sich dazu entschlossen, ihren Bürger:innen ein stationsbasiertes Carsharing-Angebot zu machen. Dieses wird vom regionalen Energieversorger umgesetzt. Derzeit gibt es drei Stationen, an denen die Autos ausgeliehen werden können: jeweils eine in Lohr (knapp 16.000 Einwohner:innen), Karlstadt (knapp 15.000 Einwohner:innen) und Veitshöchheim (knapp 10.000 Einwohner:innen).

                                            Tagsüber werden die Fahrzeuge exklusiv als Dienstwagen für Mitarbeiter:innen von Stadtverwaltungen, Gemeinden und Firmen genutzt. Dies optimiert die Auslastung und damit die finanzielle Sicherheit des Angebots. Außerhalb der Geschäftszeiten dieser Ankerkunden stehen die Fahrzeuge der Öffentlichkeit zur Verfügung.

                                            Angenommen wird es von dieser aus unterschiedlichen Gründen: Für Familienausflüge am Wochenende, (Groß-)Einkäufe, gemeinsame Fahrten mit Freund:innen, das Testen von Elektroautos, um weniger Benzin und Diesel zu nutzen oder gar, um das eigene Auto abzuschaffen und dauerhaft auf das Sharing-Angebot auszuweichen. Damit die Nutzer:innen Ausflüge und wichtige Fahrten besser planen können, ist eine Reservierung bis zu 90 Tage im Voraus möglich.  

                                            Was dem Angebot einen weiteren Vorteil hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit verschafft, ist die Bündelung der Kräfte - so wie es der Energieversorger der Region ohnehin bereits bezüglich seiner Kerntätigkeit handhabt. Indem nicht jede Kommune ein eigenes Angebot betreibt, können die Kosten für Parkplatz, Ladeinfrastruktur, Beschilderung, E-Auto, Buchungssoftware und Kundenservice untereinander aufgeteilt werden. Für die öffentliche Nutzung der Bürger:innen entsteht daraus neben einem attraktiven Preis der große Vorteil, dass mit einer Anmeldung alle Autos an allen Standorten genutzt werden können.

                                            Sich zu vernetzen, empfiehlt der Betreiber auch anderen, die im ländlichen Raum ein Sharing Angebot errichten möchten. Sei es durch den Kontakt zu anderen Anbietern auf dem Land, um voneinander sowie miteinander zu lernen. Oder auch durch den Beitritt in einen Carsharing-Verband wie den Bundesverband CarSharing e. V., der Unterstützung zum Beispiel in Form von Beratung, Erfahrungsaustausch und Vergünstigungen bei Tankkarten oder Kfz-Versicherungen bietet.   

                                            Mehr über den Service in Lohr und Karlstadt ⟶

                                            Fazit: Ja, es geht


                                            Um ein Shared Mobility Projekt in einer ländlichen Region umzusetzen, ist es wichtig, dass Sie die Besonderheiten, Schwachstellen und Lücken der örtlichen Mobilität verstehen und dann genau dort ansetzen. Denn Bestand haben kann nur ein Angebot, das konkret auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten ist - egal, ob in der Stadt oder auf dem Land. 

                                            Das allgemeine Umdenken in der Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Entwicklung führen auch auf dem Land dazu, dass sich immer mehr Menschen fragen, wie viele PKW eine vierköpfige Familie wirklich braucht. Aber es möchte auch niemand anderthalb Stunden vor dem Zahnarzttermin dort sein, weil der Bus eben nur alle zwei Stunden fährt. Deshalb sind Shared Mobility Angebote ein wichtiges Puzzleteil, wenn es um eine zukunftsfähige, umweltfreundliche und gleichzeitig flexible Mobilität geht.  

                                            Suchen Sie sich Verbündete und Partner, setzen Sie an den Schmerzpunkten Ihrer Zielgruppe an und finden Sie die passenden Wege, diese anzusprechen und zu erreichen. Geteilte Mobilität funktioniert auf dem Land anders als in der Stadt - aber sie funktioniert. 



                                            Der Leitfaden, mit dem Sie Ihren Shared Mobility Service aufbauen.

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                                            MOQO 23 November, 2022
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