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MaaS: Was ist für Anbieter drin?
Mobility-as-a-Service im Trend
19 August, 2024 von
MOQO


In einer Zeit, in der das Umweltbewusstsein wächst und die Urbanisierung voranschreitet, suchen Städte und Bewohner:innen nach nachhaltigen und effizienten Mobilitätslösungen. Mobility-as-a-Service-Plattformen verkünden da eine vielversprechende Botschaft: Sie wollen verschiedene Mobilitätsdienste nahtlos integrieren und einen einfachen Zugang zu ihnen schaffen. 

So weit, so gut - doch was bedeutet das für Shared Mobility Anbieter? Welche Vor- und Nachteile haben diese von der Einbindung auf eine MaaS-Plattform? Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Faktoren, die in Bezug auf MaaS eine Rolle spielen, um Ihnen als Sharing-Anbieter eine Orientierungshilfe zur Entscheidungsfindung zu bieten. 


Was sind MaaS-Plattformen?


Mobility-as-a-Service beschreibt die Idee, dass nicht ein einzelnes Verkehrsmittel, sondern das Ziel, möglichst effizient an einen bestimmten Ort zu gelangen, im Zentrum der Mobilität steht.

Als Mobility-as-a-Service-Plattform (MaaS-Plattform) bezeichnet man daher ein digitales Ökosystem, welches unterschiedliche Mobilitätsangebote wie Carsharing, Bikesharing, Scooter Sharing, ÖPNV, Autovermietung, Ride-Sharing und Ride-Hailing auf einer Plattform vereint. 

Nutzer:innen benötigen so nur eine App, um basierend auf ihren Bedürfnissen und den vorhandenen Angeboten die passende Mobilitätslösung zu wählen. Neben der Reiseauskunft und -planung ermöglichen einige MaaS-Plattformen auch die Buchung und Bezahlung.


Die Daseinsberechtigung von MaaS


Der Mobilitätsmarkt wird zunehmend komplexer: Jedes Jahr kommen nicht nur neue Anbieter, sondern auch neue Mobilitätsformen hinzu.

Während man sich früher häufig lediglich zwischen dem Bus und dem eigenen PKW entscheiden musste, wird es heute als Nutzer:in immer undurchsichtiger, wie man am bequemsten, günstigsten oder schnellsten zum Ziel gelangt.

MaaS-Plattformen versuchen, hier eine Lücke zu schließen und es Nutzer:innen einfacher zu machen, diverse Optionen miteinander zu vergleichen und sich zu entscheiden. Das fördert die multimodale Mobilität - also eine Mobilität, die unterschiedliche Mobilitätsformen miteinander kombiniert - und leistet so einen Beitrag zur benötigten Mobilitätswende. 

Wer betreibt MaaS-Plattformen?


Eine Großzahl der existierenden MaaS-Plattformen wird von lokalen Verkehrsverbünden betrieben, wie beispielsweise die Wiener App “WienMobil”, “Jelbi” aus Berlin oder “movA” in Aachen. In der Regel steht hier der öffentliche Mobilitätsauftrag im Vordergrund und die Plattformen sollen helfen, eine multimodale Mobilität vor Ort zu fördern.

Aggregator Apps: Der lokale Mobilitätsmarkt in einer App ⟶

Daneben gibt es weitere, auch private, MaaS-Plattformen. Beispielsweise betreibt mittlerweile auch Deutschlands größte Mietwagen-Vergleichsplattform billiger-mietwagen.de ein Carsharing-Portal. Neben dem Beitrag zur Mobilitätswende spielt bei privaten Betreibern auch eine Gewinnerzielungsabsicht eine Rolle.

Die einzelnen MaaS-Plattformen unterscheiden sich für gewöhnlich hinsichtlich des Funktionsumfangs für Nutzer:innen sowie der Integrationstiefe und Kooperationsbedingungen für Anbieter. Nicht alle der nachfolgenden Aspekte treffen dadurch auf alle Plattformen gleichermaßen zu.

Die Vorteile von MaaS-Plattformen


Höhere Nutzerzufriedenheit

Die großen Gewinner:innen der MaaS-Plattformen sind zunächst die Nutzer:innen: Für diese reduziert sich, wie oben beschrieben, die Komplexität auf dem Mobilitätsmarkt. 

Statt für jeden Mobilitätsdienst eine eigene App zu benötigen, haben sie über eine MaaS-App Zugriff auf verschiedene, ggf. sogar alle lokalen Angebote. Dies erhöht die Nutzerzufriedenheit und die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Menschen auf alternative Mobilitätsoptionen zurückgreifen - wovon am Ende alle profitieren.

Wie Shared Mobility dem Klima helfen kann →

Erhöhte Sichtbarkeit und Auslastung

Sharing-Anbietern verspricht die Präsenz auf MaaS-Plattformen dabei vor allem eins: Dort sichtbar zu sein, wo Nutzer:innen nach Mobilitätslösungen suchen.

MaaS-Plattformen sind für Anbieter vor allem dann attraktiv, wenn sie über eine große, bestehende Nutzerschaft verfügen. Zu dieser erhalten Sie durch die Integration Zugang und Ihr Sharing-Angebot erhält eine größere Marktpräsenz, Bekanntheit und Auslastung.

Keine festen monatlichen Kosten für Anbieter

Feste monatliche Kosten entstehen in der Regel nicht für das Listing. Im Gegenteil können möglicherweise anderweitige Marketingkosten eingespart werden, da über die MaaS-Plattform Neukund:innen erreicht werden.

Zudem verfügen viele MaaS-Plattformen über umfangreiche Mobilitätsdaten, zu denen Sie Zugang erhalten und die Ihnen potentiell bei der Optimierung des eigenen Angebots helfen können.


                  Jeder Service hat seinen Preis


                  Trotzdem bringen viele Sharing-Anbieter auch Bedenken und offene Fragen mit, wenn es um die Einbindung in eine MaaS-Plattform geht.

                  Identitätsverlust

                  Auf der MaaS-Plattform steht zunächst diese als Marke im Vordergrund, und nicht die Marken der eingebundenen Services. Einige Anbieter befürchten dadurch einen Identitätsverlust.

                  Ob diese Sorge berechtigt ist, ist nicht pauschal zu beantworten. Schauen Sie, ob sich Ihre eigene Markenpräsenz sowie das Potential, neue Kund:innen zu erreichen, die Waage halten. Die Bedürfnisse und Anforderungen an beide Faktoren sind individuell unterschiedlich.

                  Kannibalisierung der eigenen App

                  Es ist durchaus denkbar, dass Nutzer:innen, die über den bestehenden Zugang zu den Fahrzeugen eine Buchung abschließen möchten, dies nicht können, weil das Fahrzeug bereits über die MaaS-Plattform gebucht wurde. Diese steht also in Konkurrenz zur eigenen App bzw. Buchungsmöglichkeit.

                  Als Anbieter sollten Sie sich diesbezüglich fragen, ob Sie bei der Wertigkeit von Kund:innen über die MaaS-Plattform vs. Ihre eigene App Unterschiede machen, oder ob es Ihnen in erster Linie darum geht, dass die Fahrzeuge besser ausgelastet sind. In der Antwort spielt möglicherweise auch der folgende Aspekt mit rein. 

                  Provision auf Buchungen

                  Einige, nicht alle, MaaS-Plattformen nehmen auf abgeschlossene Buchungen eine Provision. Die genaue Höhe dieser wird vertraglich vereinbart.

                  Eine solche Provision kann zunächst abschreckend wirken - immerhin reduziert sie Ihre Einnahmen pro Buchung nicht unerheblich. Im Gegenzug aber steht hinter der Provision natürlich eine Leistung: Die MaaS-Plattform ermöglicht Ihnen den Zugang zu ihrer Nutzergruppe, wodurch die Provision wie eine Marketingausgabe betrachtet werden kann. 

                  Letztendlich sollten Sie stets im Einzelfall prüfen, ob die Rechnung aufgeht.

                  Markteinfluss der MaaS-Plattformen

                  Je nach Größe und Strategie der MaaS-Plattform ist es nicht auszuschließen, dass diese in der Zukunft an Marktmacht gewinnen könnte, was sich auf Vertragsbedingungen und Provisionshöhe auswirken kann - aber natürlich auch auf die Nutzerzahl.

                  Die Hotelbranche hat dies in der Vergangenheit durch Plattformen wie booking.com erlebt, die städtische Sportwelt durch den Urban Sports Club. Es gibt, wie meistens, stets zwei Seiten der Medaillen: Große Plattformen bescheren Ihnen Nutzer:innen, die Sie sonst nicht hätten, bestimmen aber auch einen Großteil der Spielregeln.


                  Komplexität der technischen Integration

                  Die Tiefe der Integration ist maßgeblich für den jeweiligen technischen Aufwand. Sie sollten aber davon ausgehen, dass Sie in jedem Fall eine fachkundige Person benötigen, die sich um technische Anpassungen und die Datensynchronisation kümmern kann.

                  Mehr über APIs bei MOQO →

                  Datenschutz und Sicherheit

                  Was nicht wenige Sharing-Anbieter davon abhält, ihr Angebot in eine MaaS-Plattform zu integrieren, ist der Verlust der Herrschaft über die Nutzerdaten. Denn in der Regel liegen diese bei der MaaS-Plattform, da nur diese eine direkte Kundenbeziehung hat.

                  Als Anbieter sollten Sie bei der Wahl einer Plattform also sicherstellen, dass diese die geltenden Datenschutzvorgaben einhält und zudem auch ausreichende Verfahren zur Identitätsprüfung hat, damit Ihre Fahrzeuge ausreichend vor Betrugsfällen geschützt sind.

                  Worauf kommt es also an?


                  Um sich für oder gegen die Zusammenarbeit mit der jeweiligen MaaS-Plattform zu entscheiden, machen Sie sich zunächst bewusst, welche Faktoren Ihnen dabei besonders wichtig sind. 

                  Das können zum Beispiel die Integrationstiefe oder der Zugang zu den auf der Plattform gesammelten Daten sein. Vielleicht gibt es auch Plattformen, die für Ihren Standort oder Ihr Geschäftsmodell besonders relevant sind und daher strategische Bedeutung haben.

                  Außerdem sollte stets die Kundenzufriedenheit im Fokus bleiben. Kennen Sie die Bedürfnisse Ihrer (potentiellen) Kund:innen bezüglich Mobility-as-a-Service? Welche Plattform kann diese am besten erfüllen? Am Ende ist die Kooperation mit einer MaaS-Plattform dann erfolgreich, wenn sie nachweislich die Nutzererfahrung verbessert und sich dies auch in Ihren Buchungszahlen widerspiegelt.


                  7 Grundsätze für gute MaaS-Kooperationen nach bcs


                  Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) definiert in einem Positionspapier 7 Grundsätze, um Kooperationen zwischen Mobility-as-a-Service-Plattformen und Carsharing-Anbietern gut zu gestalten. Sie können diese als Orientierung bei der Entscheidungsfindung nutzen.

                  Dabei handelt es sich um die folgenden Leitlinien: 

                  1. Die MaaS-Plattform sollte eine transparente, realitätsgetreue und diskriminierungsfreie Auskunft über vorhandene Mobilitätsoptionen gewährleisten.
                    Die Informationen der Plattform lenken das Mobilitätsverhalten der Kund:innen und dadurch auch den wirtschaftlichen Erfolg der Anbieter. Eigene Interessen der MaaS-Plattform sollten daher die Informationsanzeige nicht beeinflussen.   

                  2. MaaS-Plattformen sollten technische Standards nutzen.
                    Anstatt dass jede Plattform eine eigene Schnittstelle zur Datenübertragung entwickelt, sollte auf bereits vorhandene Lösungen zurückgegriffen werden. 

                  3. Carsharing-Anbieter sollten selbst über angebotene Preise und Leistungen bestimmen können. 

                  4. Anbieter sollten frei entscheiden können, ob sie eine Kooperation eingehen möchten.

                  5. Anbieter müssen in der Lage sein, wettbewerbsrelevante Daten zu schützen.
                    Das betrifft beispielsweise Verfügbarkeitsdaten der Fahrzeuge. Es sollte stets unterschieden werden können, welche Daten frei geteilt werden können und welche durch Autorisierungsprozesse und Nutzungsbedingungen geschützt werden sollen.   

                  6. Die Datenlieferpflichten zwischen MaaS-Plattform und Anbieter sollten wechselseitig sein.
                    Sprich: Im Gegenzug zu den gelieferten Auskunftsdaten sollte die MaaS-Plattform auch die gesammelten Nachfragedaten zur Verfügung stellen. Immerhin sind Nachfragedaten eine wichtige Grundlage für die Geschäftsentwicklung der Anbieter. Zudem werden gewisse Kundendaten ohnehin für die Durchführung des Services inkl. Zugangskontrolle und gegebenenfalls das Verfolgen von Regelverstößen benötigt.

                  7. Der Bedarf der Nutzer:innen sollte über die Tiefe einer MaaS-Integration entscheiden.
                    Ob neben den Verfügbarkeitsdaten auch die Funktionen Buchen, Nutzen und Bezahlen in einer MaaS-Plattform integriert sein sollten, sollte davon abhängen, was Kund:innen erwarten. Eine Weiterleitung in die anbietereigene App via Deep-Link ist ggf. mit niedrigeren Kosten und Aufwänden verbunden.

                  Die 7 Grundsätze des bcs im Detail →

                  Fazit: Es gilt abzuwägen


                  Neben zahlreichen Chancen bieten MaaS-Plattformen Shared Mobility Anbietern auch einige Herausforderungen und Risiken. Welche Seite überwiegt, ist individuell, da sich sowohl Anbieter als auch MaaS-Plattformen mitunter stark voneinander unterscheiden. Es ist deshalb unmöglich, eine pauschale Empfehlung für oder gegen die Integration auszusprechen.

                  Aber: Die Zukunft der Mobilität ist multimodal und vernetzt. MaaS wird sehr wahrscheinlich in den kommenden Jahren eine wachsende Rolle spielen. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, sollten Sie als Sharing-Anbieter daher nicht gänzlich die Augen vor diesen Trends verschließen. 

                  Bleiben Sie flexibel und offen dafür, sich und Ihr Angebot ständig weiterzuentwickeln. Je früher Sie Wege finden, die Entwicklungen strategisch für sich zu nutzen und sie aktiv mitzugestalten, desto größere Vorteile werden Sie daraus ziehen können.



                                                        MOQO 19 August, 2024
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